
Stollen der Erinnerung – Ständige Ausstellung - Steyr 2013
Eine Abfolge horizontaler Flächen mit hinterleuchteten Dokumenten führt in die Tiefe der Stollenanlage. In fünf „Flashlights“ wird die Vorgeschichte der 1920er- und 1930er Jahre angerissen.
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Die 140 m lange unterirdische Bunkeranlage sollte die Zivilbevölkerung vor Bombenangriffen schützen. Der innenliegende ehemalige Schutzbereich war durch Schleusen von den Zugängen abgetrennt.
Räumliches und inhaltliches Zentrum der Ausstellung ist eine Gangsequenz mit zwölf Leuchtinstallationen zum ehemaligen KZ-Münichholz. In der Mitte des Rundgangs (Stichstollen A) wird die Funktion der Stollenanlage, ihre Errichtung durch ehemalige Häftlinge erklärt.
Der „Förderungspreis zum Österreichischen Museumspreis 2014“ für den „Stollen der Erinnerung“ würdigt die Dramaturgie der Gestaltung.

Station "Expansion der Steyr-Werke". Typisierung und Rationalisierung der Produktion. Die Exponate sind wie ein "Rapport", ein sich wiederholendes Muster, angeordnet, stellvertretend für eine große Anzahl "baugleicher" Teile.

„Vorhang“ aus gelochtem Stahlblech.
Ab hier wird - als zweite Erzählebene - die Perspektive ehemaliger ZwangsarbeiterInnen und Häftlinge eingeführt. Ihre Berichte sind in Kontrast zu den für Propagandazwecke erstellten Fotos der Werks- und Journalfotografen gesetzt.
Die Bereiche Zwangsarbeit und KZ kreisen um ähnliche, fast idente Themen. Vieles, das im Bereich Zwangsarbeit angesprochen wird, kehrt im Bereich KZ verschärft, zugespitzt wieder.
An die Stelle einer geschlossenen „Ausstellungserzählung“ tritt eine Abfolge typischer Leidensmuster, in jeweils unterschiedlicher Ausprägung.
Die Gestaltung betont diese „Konstanten“.

Bereich KZ-Münichholz: Die Gestaltung stellt hier die Berichte der ehemaligen Häftlinge in den Vordergrund.
Erster und bestimmender Raumeindruck ist eine Abfolge weißer, hinterleuchteter Textflächen, das „Licht der Erinnerung“.

Bombenkrieg: Die beiden Leuchtvitrinen (rechts) führen zu einer gläsernen Barriere, die Objekte zum Bau des Stollens und zu den Bombardierungen der Rüstungsanlagen Steyrs zeigt. Hinter der Barriere werden, tiefer liegend, Reste einer Bombe sichtbar.
Mit der Wahrnehmung der Bombenreste erschließt sich auch die Funktion des im Zugang gezeigten Schubwagens: Mit derartigen Geräten mussten die Häftlinge die Schäden der Bombardierungen beseitigen.
Die Teilung dieses Ausstellungsbereichs in betretbare und unbetretbare Zonen verweist auch auf den reglementierten und exklusiven Zugang zur Schutzanlage.

Mit dem letzten Teil der Station KZ Steyr-Münichholz beginnt eine dritte, neue und andere Ausstellungsebene.
An die Stelle von Berichten, die von Ausgeliefert sein, Erleiden, und Auslöschung erzählten, tritt die künstlerische Interpretation des Erlebten. Im Bild links Zeichnungen ehemaliger KZ-Häftlinge. Einige dieser Zeichnungen wurden noch während der Gefangenschaft im KZ angefertigt.

Das Bauwerk wurde in seinem rohen Charakter belassen.

In diesem Raum wird die Geschichte der TäterInnen thematisiert. Aus dem Raum führt eine Sichtachse auf ein Bild, das den Abbruch der letzten KZ-Baracke 1993 zeigt. Der Ausgang ist durch massive – statisch nicht notwendige – Pfeiler verengt.

Die beiden Außentore erhielten neue Fassungen aus Stahl und Beton, die das Stollenprofil nach außen sichtbar machen. Im geschlossenen Zustand bilden diese halbtransparente Wände, die den Stollen gegen den Außenraum abschließen. Es gibt keine Türgriffe oder sichtbare Zeichen des Zutritts.

Der Zugang liegt neben einem stark frequentierten Weg. Auf das Notwendige beschränkt und zurückhaltend die Außenschilder: ein kleines Schild mit Öffnungszeiten, ein bewusst klein gehaltener Schriftzug auf einem zierlichen, aus Laserteilen gefertigten Schrift-Träger. Dennoch kann die hellorange Schrift auch aus größerer Entfernung erkannt werden.

Tor 1, Vorderansicht
Blick vom Uferweg, der in den 1980er Jahren errichtet wurde. Der Zugang zum Stollen liegt tiefer.
Stollen der Erinnerung
Ständige Ausstellung zu KZ und Zwangsarbeit in Steyr
Steyr 2013
Gestaltung | Architektur: Bernhard Denkinger
Projektträger: Verein Mauthausen
Komitee Steyr (MHKS)
Inhaltliches Konzept:
Bertrand Perz (wiss. Beratung),
Regina Wonisch (wiss. Kuratorin),
Karl Ramsmaier (MHKS | Leitung),
Martin Hagmayer (MHKS | Bereich Täter),
Markus Rachbauer (MHKS | Widerstand),
Waltraud Neuhauser, Katrin Auer (MHKS)