Stollen der Erinnerung

Zeitgeschichte Museum Ebensee – Ebensee 2001, Erweiterung 2016

Museum zur österreichischen Zeit
geschichte von 1919 bis zum Ende der 1950er Jahre. Das Ausstellungskonzept stellt die regionale Perspektive in einen Bezug zur nationalen Geschichte. 



Die Gestaltung verwendet zwei Präsentationsebenen. Auf einer vorderen Ebene werden Dokumente zur regionalen Geschichte und Berichte von Zeitzeugen gezeigt. Auf der hinteren Ebene werden Objekte zur nationalen Geschichte präsentiert.

Stollen der Erinnerung

Erdgeschoß:

Das dreigeschossige ehemalige Schulgebäude bestand aus sechs (Klassen-) Räumen, die über drei Stockwerke verteilt waren. Der Zugangsbereich (oben) wurde durch zwei verglaste Nischen, die in die beiden angrenzenden Räume gerückt sind, erweitert.

Von seinem Arbeitstisch aus kann der Museumsleiter den Zugang einsehen. Ein kleines Cafe mit Garderobe ist vom Empfangspult aus bedienbar.

Die straßenseitige Fensterfront des Veranstaltungsraums (rechts) wurde mit flachen Vitrinen verkleidet.

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Vortragsraum:

Flache Vitrinen, die in die Wandverbauten integriert sind, schaffen einen räumlichen Übergang zum Fenster. Die Decke erhielt warmes Glühbirnenlicht.

Zwei bereits vorhandene, unterschiedlich hohe Stahlträger wurden durch eine neu Verkleidung auf gleiche Höhe gebracht.

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Erstes Obergeschoß:

Bibliothek und Medienraum (rechts) sind durch Portale aus Eichenholz und gläserne Türen vom Ausstellungsbereich abgegrenzt.

Die Ausstellung (links) beginnt mit dem Zeitabschnitt 1919-1934.

Die sechs Ausstellungsbereiche gruppieren sich um eine „Plakatwand“, die als zentrales Element frei im Raum platziert ist. An diese schließt eine Installation an, die Filmausschnitte zum Justizplastbrand von 1927 zeigt.

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Ausstellungsraum 1 und „Plakatwand“:

Entlang der Außenwände verläuft eine Konstruktion aus schmalen, vertikalen Steifen aus Glas, die im Bereich der Fenster vom natürlichen Licht hinterleuchtet werden.

In Längsrichtung wird der Raum durch eine „Plakatwand“, geteilt. Die kräftigen Farben der Plakate, Reproduktionen von Wahlplakaten zu Wahlen nach 1919, setzen einen visuellen Schwerpunkt.

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Skizze zur Anordnung der Exponate bei Fenster 3 und ausgeführte Situation:

Abweichend vom Prinzip vorderer und hinterer Ebene jeweils verschiedene Erzählebenen zuzuordnen, beziehen sich die Bilder der hinteren Ebene in den Fenstern auf regionale Ereignisse.

Das architektonische Konzept sah vor, jeweils ein Bild sehr groß, rot eingefärbt und transparent, zu präsentieren. Als Symbol- und Leitbilder betonen sie den Bezug zum Ort.

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Fenster 2 und 5 ausgeführte Situation:

Von der Seite betrachtet bilden die Objekte der vorderen Ebene eine eigene, sich durch den Raum ziehende Schicht, einen „Strom der Objekte“, der durch die wechselnden, teilweise auch sehr kräftigen Farben der Objekte eine eigene Textur erhält.

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Raumsituation bei Fenster 5:

Das Fenster wird von einer zweilagigen Rahmenkonstruktion überspannt. Links, hinter einem von der Decke abgehängten Glaspaneel, liegt der Text zur Station.

Metall-Lamellen unter der Decke und ein Deckenteil aus Faserzement kaschieren die Tragkaftverstärkungen unter der Decke und erweitern den Ausstellungsbereich optisch in Querrichtung.

Nach oben, zur Decke hin, werden die Exponate größer und sind bereits aus größerer Entfernung lesbar.

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Ausführungsskizze zu den Fensterbildern (links) und Entwurf der Station 1934 (rechts):

Über die Platzierung der Objekte werden „Erzählungen“ innerhalb der Stationen aber auch visuelle Verbindungen zwischen den Objekten verschiedener Ausstellungsbereiche hergestellt.

Höhepunkt der Sequenz 1934 (rechts) ist ein hochformatiges Foto, das nach Ebensee herabsteigende Heimwehr-Milizionäre zeigt.

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Raum 2 im 2. Obergeschoß:

Der Raum wird durch eine raumhohe Wand geteilt, die den Einzug deutscher Truppen 1938 in Ebensee zeigt (im Plan mitte-links).

Zur Wand hin staffeln sich in drei Reihen Exponate, die die wachsende Ausbreitung der NSDAP und der NS-Ideologie bereits vor 1938 (die NSDAP war im „Ständestaat“ verboten) dokumentieren (im Plan oben).

Auf der straßenseitigen Fensterseite (im Plan rechts) wird der österreichische „Ständestaat“ (1934 bis 1938) erklärt (im Plan unten).

In der rückwärtigen Raumhälfte: Implementierung des NS-Systems, Verfolgung Andersdenkender, „Euthanasie“ und „Arisierung“ (im Plan links).

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Raum 2, lokale Widerstandsgruppen - Skizze zur Objektanordnung und ausgeführte Situation:

Skizze zur Objektanordnung und ausgeführte Situation. Die „Leitbilder“ auf der hinteren Ebene bestehen aus handtellergroßen Miniatur-Streuzetteln, im Vordergrund Auszüge aus Prozessakten und Polizeiberichten. Der „leere“ Hintergrund verweist auch auf die Notwendigkeit, das „Propagandamaterial“ bei Gefahr sofort verbergen oder vernichten zu können.

Die meisten Widerstandsgruppen waren bereits vor 1938 aktiv, entstanden aus der Opposition zum österreichischen „Ständestaat“.

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Raum 2, Fenster 3, „Ständestaat“ - Skizze zur Objektanordnung und ausgeführte Situation:

Bei Annäherung an die Station wird ein Tondokument hörbar, eine „Schlüsselrede“ des österreichischen „Ständestaat“-Kanzlers Engelberth Dollfuß.

Von der Station „Ständestaat“ aus wird in Querrichtung, überraschend und unerwartet, eine Wechselprojektion großformatiger Porträts von Personen des österreichischen Widerstands sichtbar.

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Raum 2, Bezüge, Raum- und Themenfolge:

Am Ende des Eingangsachse das Hördokument „Dollfußrede“.

In der Querachse, zwischen Großbildern zur „Volksabstimmung 1938“ und dem Bilderstreifen zum „Anschluss 1938“, beginnt unerwartet die Projektion „Personen aus dem Widerstand“.

Weiter hinten, rechts, martialische Großfotos von Aufmärschen des SA.

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Raum 2, Skizze zur Positionierung und Größe der Exponate Bereich „Volksgemeinschaft und Rassenideologie“:

Zentrale Objekte: senkrecht angeordneter Filmstreifen „Rassenbiologie“ (in der Mitte der Skizze), Schriftzug und brennende Synagoge (oben und mitte), Liste „Euthanasie“ (oben links) und „Hitler auf dem Traunsee“
(oben rechts).

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Raum 3 (rechte Seite Plan):

Eine von querliegenden Glaselementen unterbrochene Wand (oben), trennt die Eingangssequenz „2. Weltkrieg und NS-Kriegswirtschaft“ von der Station „KZ- Ebensee“, die in der Mitte des Raumes liegt.

Räumlicher Wendepunkt ist ein Modell des KZ-Lagers (rechts mitte). Bei Annäherung an das Modell wird im Hintergrund ein Film sichtbar, der die Befreiung des KZ-Lagers durch die US-Army zeigt.

Vom Modell führt der Weg nach (links) zum Objekt „KZ-Kleid“, und von dort - zwischen Modell und Video - zum Fenster, das den Blick auf den Ort und den hinter dem Ort liegenden KZ-Steinbruch freigibt. 


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Raum 2, Fenster 1 und 2, Skizze zu den Bezügen und der Platzierung der Objekte der Station Krieg:

Zentrale Dokumente sind im Sichtschlitz zum Fenster angeordnet, kleinformatige Dokumente an die oben präsentierten Großfotos angehängt.

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Raum 3, Verschränkung von Kriegswirtschaft und KZ-System:

Skizze zur Objektanordnung und Themenfolge. Eine Wand, die von Themen „durchdrungen“ wird (Kriegswirtschaft und Zwangsarbeit auf der Vorderseite, Bau der Stollenanlagen auf der Rückseite) führt zum Exponat „KZ-Kleid“.

In der Skizze unten links die Abfolge im Grundriss. Entlang der Wand entstehen zwei „Korridore“ aus Fotodokumenten (Skizze oben und Foto rechts).

Die seitlich auf der Wand angebrachten Ausstellungstexte erschließen sich erst auf den zweiten Blick, aus der Nahperspektive, neben den Objekten.

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Raum 3:

Rechts das Modell des KZ- Lagers mit Blick auf das im Hintergrund sichtbare Video
 „Befreiung “.

In Bildmitte der räumliche Bezug zwischen dem KZ-Modell und dem Video.

Axonometrie und Foto am linken Bildrand zeigen den Weg von der Station „KZ-Lager“ zum Fenster 4: Vom KZ-Kleid weg führt das Bild „Befreite Häftlinge marschieren auf der Bahnhofstraße“ zum Fenster. Dort gibt eine „Türe“, die aus dem Fensterbereich „herausge
schwenkt“ ist, den Blick auf den Ort frei.

Die geöffnete Türe umrahmt das Video „Befreiung“ und betont seine Sonderstellung.

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Raum 3, Axonometrie und Entwurfsskizze zur Architektur und Objektanordnung der Station „Anfänge der zweiten Republik“:

Am Ende der Ausstellung wird der Neubeginn einer durch ihre NS-Vergangenheit belasteten Republik
 thematisiert.

Axonometrie und Entwurfsskizze zur Architektur und Objektanordnung der Station „Anfänge der zweiten Republik“: Die Objekte scheinen Teil einer 
unsichtbaren, größeren Zahl von Objekten zu sein, die durch schmale Faserzementwände teilweise verdeckt werden.

Gegnerische Positionen werden bis auf wenige Zentimeter aneinander angenähert. Das natürliche Licht wird umgelenkt und hellt die neben den Fenstern liegenden Bereiche auf.


Zeitgeschichte Museum Ebensee
Ebensee - 2001, Erweiterung 2016

Gestaltung | Architektur: Bernhard Denkinger Architekt

Kuratorin und inhaltliche Konzeption: Ulrike Felber, in Zusammenarbeit mit Wolfgang Quatember

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